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Die neue EP „Bandleader EP“ von Bandleader, einem vormaligen Mitglied der Gruppe „The Music Band“ präsentiert nicht unbedingt Bandmusik. Eher einen elektronischen Stilmix, der soundmäßig Versatzstücke von Trance, Lo-Fi-Synth-Pop und Dark Wave kombiniert. Die Lyrics und der Gesang rufen dabei das Register des „emotionalen Ausdrucks“ auf (wenn auch mit dissoziativen Untertönen), das natürlich Einzigartigkeit für sich reklamiert, während die Sounds oftmals den Voreinstellungen der Drummachine und Synthies zu folgen scheinen. Überhaupt bearbeitet „Bandleader EP“ das Spannungsverhältnis zwischen Generischem und emotionalem Ausdruck und gibt damit der zeitgenössischen Form von Ennui im Sozialgefüge des Neuköllner Spätliberalismus eine künstlerische Sprache. Die behandelten Themen zeichnen das Panorama des durchschnittlichen Lebens eines weißen Mittdreißigers, der wohl dem Mittelstand zuzurechnen ist, therapiert und daher fähig zur kritischen Selbstreflexion: Online-Dating, Urban Gardening, Enfremdung und eine ins passiv-aggressive gewendete kritische Männlichkeit. Bemerkenswerterweise schafft Bandleaders „Bandleader EP“ eine unter Umständen spezifische affektive Konstellation dieses ziemlich normalen Lebens zu fassen: Die Lyrics wiederholen Fragmente einer generischen Kommunikation und scheinen dabei auch illusionslos bewusst über die eigene Situiertheit und gleichzeitig insistieren die Tracks auf einen ernstzunehmenden emotionalen Gehalt auch der noch so normalsten Situation. Sie sind an keiner Stelle ironisch, sondern eher romantisch im Glauben an einen affektiven Rest, der in einer verwalteten Welt nicht aufgeht. Sie gießendas Melodrama der alltäglichen Entfremdung in fünf intensive Tracks.

“Dear Bandleader, hast du eine Definition von guter Musik?“

Ich mag Musik über Musik; also wenn sie über sich selbst nachdenkt. Musiker*innen neigen oft zu Selbstvergessenheit und merken nicht, wie sich bestimmte Verwertungskontexte in ihre Musik einschreiben. Da bin ich natürlich auch mit gemeint.

„Warum hörst du so wenig Musik?“

Aus oben genannten Gründen, gleichzeitig entdecke ich gerade Musik aus den späten 90ern, frühen 00ern wieder, die ich als Jugendlicher nicht zu schätzen wusste (z.B. Trance).

„Auf wie viele Releases ist das Projekt Bandleader angelegt?“

Das muss ich mit „The Music Band“ koordinieren, die liegt aufgrund von Karrierismus und Reproduktion, den altbekannten Feinden der Bandmusik, auf Eis.

„Die Redaktion von Tegel Media war hingerissen von deiner Show in der Off-Location Loop-Hole. Der Gig war melancholisch und urkomisch zugleich. Warmherzig und cool. Als würden Trotz und Höflichkeit plötzlich Hand in Hand gehen … an welchen drei Orten erträumst du dir Live-Auftritte von Bandleader?“

Danke, das freut mich! In einer Shopping Mall oder in der Uber Eats Music Hall (letzter wegen des ordinären Namens). Sonst spiele ich natürlich auch zu kleineren Anlässen.

„Bierzelt oder Kegelbahn? Theaterfoyer oder Bürokantine? Mallorca oder Ibiza?“

Gern in der Bürokantine. Die anderen Sachen klingen ein wenig nach Expertentum, ich leide, wie ihr schon bemerkt habt, unter Trotzfrigidität (den Begriff habe ich von René Pollesch geklaut).

„In welchem Land siehst du Bandleader in zehn Jahren?“

Ich hatte mal eine höchstwahrscheinlich prophetische Begegnung mit einem Schafhirten im Tal von Delphi, der ursprünglich aus Berlin kam. Allerdings bin ich gar nicht so nomadisch veranlagt, ich wohne seit 15 Jahren in der gleichen Wohnung.

    BB

    Bandleader ist Sänger und Performer elektronisch produzierter Musik. Sein Stil lässt sich dem Post Sentiment zuordnen.

    JW

    Johannes Wilke wurde 1988 in Berlin geboren. Er ist Grafikdesigner, Wissenschaftler und arbeitet für einen Verlag in Steglitz.

    LK

    Luis August Krawen ist Regisseur, Medienkünstler und Filmemacher.

    JB

    Johanna Blank lebt und arbeite als bildende Künstler*in in Berlin.

    JW

    Joshua Wicke ist Kulturarbeiter und schreibt manchmal.

Video:

BB

Bandleader

Bandleader

Screentime:

min

Release Date:

22.02.2025

Bandleader Poster Luis Krawen